Der Stammbaum der Familie ter Haseborg
Die Reise unserer Familie durch die Zeit
Menne Siebens ter Haseborg wurde am Ende des Dreißigjährigen Krieges in Weener geboren. Auch wenn Ostfriesland von größeren Auseinandersetzungen weitgehend verschont blieb, hatten die Jahre der Besatzung das Land weitgehend ruiniert.
Hart klingt ein Wort über Sand und Klei,
Ein Wort, so schrill, wie der Möwe Schrei,
Von der Heide bis zum Seestrand,
Im Hüttlein am Moor, dort wimmert´s ein Kind,
Um rauchende Trümmer heult der Wind.
(Joh. Schoon)
(A. Risius: Weener- Geschichte einer Stadt im Rheiderland, S. 29)
Während des Dreißigjährigen Krieges blieb Ostfriesland neutral.
Es fanden keine militärischen Auseinandersetzungen zwischen den Kriegsgegnern statt, allerdings wurden die Menschen durch Geldzahlungen (sogenannten Kontributionen) und Einquartierungen ausgebeutet.
"Im Dreißigjährigen Krieg wurde Ostfriesland 1622 von den Truppen des Grafen Ernst von Mansfeld, 1627 von der Armee Tillys unter dem Oberst Gallas und 1637 von den Truppen des Landgrafen von Hessen besetzt.“ (Quelle: Einfach vornehm: Die Hausleute der nordwestdeutschen Küstenmarsch in der Frühen Neuzeit, S.46).
Die Mansfelder ließen ein völlig ausgeraubtes Land zurück:
Armut, Hunger und Tod zogen auch in Weener ein, vier Fünftel der Bevölkerung war geflohen, die Söldner plünderten, brannten Häuser nieder und mordeten.
Zur Erinnerung trägt die Stadt Weener den Phönix in ihrem Wappen (A. Risius: Weener- Geschichte einer Stad im Rheiderland, S. 30).
„1647 rückte eine kaiserliche Armee von 6000 Mann unter General Lamboy auf Ostfriesland vor und die Grafschaft drohte gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges noch zum Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen zu werden.
Die Kaiserlichen zogen in Richtung Leer und plünderten im Rheiderland.“ (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Ostfriesland_zur_Zeit_des_Dreißigjährigen_Krieges).
Vergewaltigungen und Plünderungen waren an der Tagesordnung, die Bauern konnten froh sein, wenn ihr Hof nicht abgebrannt wurde (A. Risius: Weener- Geschichte einer Stad im Rheiderland, S. 30).
In dieses ruinierte Land wurde nun Menne geboren. Über Mennes Elternhaus ist folgendes bekannt:
Sein Vater hieß Sybo Hoytken und wurde etwa 1637 in Weener geboren.
Er war Besitzer einer Baumaterialienhandlung und wurde als Kerkvogt bezeichnet.
Die Funktion des Kirchvogt war in der Regel Personen vorbehalten, die sich durch Grundbesitz sowie Ansehen von der Bevölkerung abhoben.
Sybo lebt bis in das Jahr 1671/1672 hinein und war zweimal verheiratet: mit (NN.) Janssen und mit Anna Berents Gressloff (+ 1689 in Weener), der Mutter von Menne und seinen Geschwistern Hoytet Siebens (etwa 1643), Ocke Sybens (etwa 1650) und Jan Siebens.
Mennes Bruder Hoytet wurde als Schüttemeister (Bauernrichter), Sylrichter, Kerkvogt und Olderling bezeichnet.
Diese "Ämterhäufung“ gibt einen Hinweis darauf, dass er aus einer wohlhabenden und angesehenen Familie stammte.
Verwandtschaft des Menne Siebens ter Haseborg
Menne heiratete Hille Koerts Butters. Sie sind als Paar in der Communikantenliste (Abendmahlteilnehmer am 28.3.1695) der Kirchengemeinde Weener eingetragen.
Es fällt auf, dass sich niemand aus Mennes engerer Familie mit dem Namen „ter Haseborg“ bezeichnete. Weder sein Vater noch sein Großvater ließen sich mit der Bezeichnung „ter Haseborg“ eintragen. Zuletzt war die „Haseborg“ im Besitz von Thede ter Haseborg und seine Frau Zehrte, die sie – da sie keine Nachkommen hatten – an die nahen Verwandten Zernemann vererbten. Vielleicht wurde sie zwischenzeitlich „zurückgeerbt“. Auf jeden Fall war der Erbherd im Jahr 1677 im Besitz von Menne. In diesem Jahr, Menne war 27 Jahre alt, lieh er Geld auf den Herd an und verschuldete sich und seinen Herd. Und noch einmal im Jahr 1684, im Alter von ca. 34 Jahren. Was war passiert? Wir wissen es nicht. Die Zeit Mitte des 17. bis Mitte des 18. Jahrhunderts war in Ostfriesland von andauernden Krisen geprägt: Es gab Viehseuchen und Bürgerkriege, hinzu kamen die Sturmfluten. So wurde z.B. die Kirche in Kirchborgum im 17. Jahrhundert ein Opfer der Fluten. Möglich ist auch, dass durch die Regelung der Erbschaft und der damit verbundenen Auszahlung, an die inzwischen sehr große Familie, das Vermögen der ter Haseborgs außerordentlich gelitten hatte.
Nachkommen hatten Menne und seine Frau Hille nicht, als Vormünder aber Nichte und Neffen zu betreuen: Frans, Sybo und Susanna Focken, die Kinder von Mennes Schwester Ocke Sybens und Focko Fransen. Im Jahr 1702, Menne war 52 Jahre alt, beendete er mit einem Vergleich einen Prozess. Diesen führten Menne und sein Bruder Hoytet mit ihrem Schwager, dem Pferdehändler Albert Brechtezende, um das Erbe ihrer drei Mündel und Alberts Stiefkindern: Franz, Sybo und Susanne Focken. Die Geschwister waren inzwischen „großjährig“ geworden und hatten selbst geheiratet. In den Kirchenakten von Weener zeichnet Franz Focken "vor myn moeder Ocke Siebens" neben Hoytet Siebens und Menne Siebens ter Haseborg. Albert Brechtesende zahlte 2250 Gulden, wofür er 4 "Dechmet Sanden" verpfändete. Er durfte die von ihm angekauften Pferde behalten und die ausstehenden Forderungen gegen Wilke und Gotzen einziehen, hierdurch wurde der am Wiener Hof geführte Prozess beendet.
Ein interessantes Dokument findet sich aus dem Jahr 1707. Am 13. Oktober unterschrieben als Kirchenmitglieder von Weener: Franz Focken als Schüttmeister, Jan Temmen als Armenvorsteher, Menne ter Haseborg, Albert Brechtezende, Hoitet Sybens als Olderling und Sibe Focken, dass dem Schulmeister Aysse Habben, der Alters halben aus dem Dienst ausschied, eine Altersversorgung zusteht (Rep. 234, 66 S 58 R-59). Hier sind, ausgenommen dem Schulmeister, ausschließlich Personen aus der Familie ter Haseborg genannt. Die ehemaligen "Streitparteien" arbeiteten scheinbar zusammen.
Mennes Frau Hille wurde am 2. Februar 1723 in Weener beerdigt. Im Jahr 1726 schrieb Menne dann sein Testament.
Das Vermögen der ter Haseborgs hatte sehr gelitten, wie man an dem Verzeichnis von Mennes Nachlass sieht.
Der ererbte Heerd ist weg (kommt über Mittelsmänner an die Familie Gryze in Weener) und auch eine Anzahl Ländereien, wie der eigenhändige Bericht des Vogtes Lucas Claessen aufweist.
Immerhin vererbt Menne noch 1728 seinen Besitz zu Weener und anderes im Wert von 14.800 Gulden in der Hauptsache an die jüngsten Söhne seiner Nichte Susanne Focken.
Im Testament von Menne Siebens ter Haseborgh, vom 10. September anno 1726, ist zu lesen:
"Vünftens legatire und begiftige (ich) meiner sähligen Schwester Ocke Siebens Kinder oder Kindts Kinder Frans Focken mit 100, sage einhundert Gulden, Sybe Focken mit 1.500 Gulden, schreibe eintausendfünfhundert Gulden, welches ebenfalls nach meinem tödtlichen Abgangk von meinen instituirten Erben abgeführt werden soll".
"Sechstens legatire und begiftige ich Susanne Focken sählige zweyen Kinder Temme Janssen mit 400 Gulden, sage vierhundert Gulden, wenn er wieder nach Hause kommet, sonsten aber sothane vierhundert Gulden unter meine instituirende Erben auch erblich verbleiben müssen...."
Mennes Bruder Jan Siebens muss in jungen Jahren gestorben sein, denn nicht er, sondern seine Kinder Sybo, Peter und Hayke oder denen Nachkommen werden von Menne in seinem Testament mit Legaten bedacht.
"... wie ich dann ebenfalls Fraucke Janssen legatiret und vermachet haben wollte 400 Gulden, wenn sie sich nicht wider meinen Willen bey meinem Leben verheyrahtet, welches sonst ebenfalles von meinen instituirten Erben abzuführen sey." (Testament-Auszug von Menne Siebens ter Haseborgh, vom 10. September anno 1726).
"Menne Siebens ter Haseborgh vermachte sein Vermögen seinen beiden Großneffen, verfügte jedoch darüber hinaus folgende Legate: − 1.200 Gulden an die Kinder seines verstorbenen Bruders − 1.000 Gulden an »Peter Janssen oder deßen Kinder« − 800 Gulden an »Haijke Janssen Kinder« − 100 Gulden an einen weiteren Neffen − 1.500 Gulden an einen Sijbe Focken − 400 Gulden an »Susanna Focken Säl. Zweyen Kinderen« − 400 Gulden an eine Frauke Janssen − 20 Gulden an die Armen im Kirchspiel Weener.
Nicht nur die Auszahlung der Geschwister, sondern auch die Summe der Legate konnte für den Haupterben durchaus eine Belastung darstellen.
Der Gesamtwert der Güter des Menne Siebens ter Haseborgh betrug zwar 14.500 Gulden, allerdings war dieser Wert an die Immobilien gebunden.
Es ist daher wahrscheinlich, dass auch die Legate in Raten abbezahlt wurden." (Quelle: Einfach vornehm: Die Hausleute der nordwestdeutschen Küstenmarsch in der Frühen Neuzeit von Jessica Cronshagen S.127)
Menne starb im hohen Alter von etwa 79 Jahren, am 4. August 1728 in Weener und wurde am 11. August 1728 in Weener beerdigt.
Quellenangaben:
Mathilde Ites: Die ostfriesische Familie ter Haseborg, In: Quellen und Forschung zur ostfriesischen Familien- und Wappenkunde, 1954
Schreiber, Gretje: Neue Erkenntnisse über die Familie Crumminga, In: Quellen und Forschung zur ostfriesischen Familien- und Wappenkunde
https://gedbas.genealogy.net
Holzenkämpfer, Erna: Die Gemeindemitglieder der Kirchengemeinde Weener im Jahre 1706, In. Quellen und Forschung zur ostfriesischen Familien- und Wappenkunde, 2002
Zimmermann, Jan-Dirk: OSB: Familienbuch der ev.-ref. Kirchengemeinde Weener (1674 - 1900)
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