Der Stammbaum der Familie ter Haseborg
Die Reise unserer Familie durch die Zeit
Die Eltern von
Menne und
Focko Janssen ter Haseborgh waren
Jan Temmen ter Haseborg (+ 6.5.1709) und
Susanna Focken (1680-1709).
Ihr Vater Jan Temmen arbeitete als "Brouwer" und war Brauereibesitzer in Weener. Außerdem wurde er im Jahr 1706 als Armenvorsteher in Weener genannt.
Er gab sich den Namenszusatz "ter Haseborg", aber ob er auch aus der Familie stammte, ist unbekannt.
Sicher ist jedoch, dass seine Frau Susanna Focken zur Familie ter Haseborg gehörte. Ihre Mutter war die Ur-Ur-Enkelin von
Menne Wiardes thor Haseborg.
Focko und Menne Janssen wurden als fünftes und sechstes Kind in diese Familie geboren. Vor ihnen kamen zwei Mädchen und zwei Jungen zur Welt.
Focko Janssen ter Haseborgh wurde am 10. April 1707 in Weener getauft, sein Bruder Menne Janssen ter Haseborgh am 7.4.1709.
Ihre Mutter starb kurz nach der Geburt von Menne im Alter von 28 Jahren. Ihr Vater starb kurz darauf.
Die Kinder waren somit auf die Fürsorge der Verwandten angewiesen.
Daher wurden die Brüder Focko und Menne Janssen wohl im Testament von Menne Siebens ter Haseborgh bevorzugt
(ihre Schwester
Okje war schon verheiratet, Bruder
Temme galt 1726 als "verschollen", Bruder
Oue war verstorben, Schwester
Frouke würde auch bedacht werden, wenn sie sich nicht verheiraten würde).
Im Testament steht: "Ich ernenne zu meinen eintzigen und wahren Erben meiner sählgen Schwester Ocke Siebens nachgelassene beiden jüngsten (Kinder oder) Söhne Focko Janssen ter Haseborgh und Menne Janssen ter Haseborgh,
welche nach meinem tödlichen Abgangk zu meiner sämptlichen Nachlassenschaft, es sey Immobilia, Mobilia moventia, Briefschaften, Gold, Silber oder bahrschafften, nichts ausgesondert,
eine eintzigen und wahren Erben seyn und verbleiben sollen" (Testament-Auszug von Menne Siebens ter Haseborgh vom 10. September anno 1726).
Stammbaum von Menne und Focko Janssen ter Haseborg, erstellt mit Gramps
In Menne und Fockos Kindheit spielte sich in Ostfriesland ein katastrophales Ereignis ab.
Menne war 8 Jahre alt, sein Bruder Focko 10 Jahre, als es nachts vom 24. auf den 25. Dezember überraschend zu einer gewaltigen Sturmflut kam: Die Weihnachtsflut von 1717.
Nachdem 1715 eine Rinderpest das Land heimgesucht hatte und 60.000 Tiere verendet waren, befiel 1716 eine „Amel (Wurm) Plage“ die Saat, gefolgt von einer Mäuseplage.
Die Prediger riefen das Volk zur Buße auf (Quelle: Weener – Geschichte der Stadt im Rheiderland, Risius, S. 13).
Kirchenbücher, Augenzeugen, Briefe und Chroniken berichten über die verheerenden Verluste an Menschen, Vieh und Land durch die Sturmflut.
In Ostfriesland sollen um die 2700 Tote gezählt worden sein. An der gesamten Nordseeküste gab es mehr als 9000 Todesopfer.
Wo die beiden Waise zu diesem Zeitpunkt lebten, ist nicht klar, aber dass sie bei Verwandten in Weener lebten, ist als wahrscheinlich anzunehmen.
Menne und Focko hatten die Flut überlebt. Wenn man sich die Karte von 1718 ansieht, kann man davon ausgehen, dass die Haseborg und Weener nicht überflutet wurden.
Aber um sie herum hatten viele Übergebliebenen "zwar ihr Leben, aber auch weiter nichts als ihr Leben gerettet.
Ihre Ehegatten, ihre Eltern, ihre Söhne, Töchter, Bräute, Brüder, Schwestern, Freunde und Bekannte waren dahin ... dahin ihr Vermögen, baares Geld, Vieh, Vorrath von Torf und allerley Lebensmitteln – sie standen trostlos da als Schiffbrüchige.“ (Chronist C.M. Hafner)
„Die Vorräte an Saatgut waren vernichtet worden. Auch hatte das Wasser Wiesen und Äcker versalzen, sodass das gerettete Vieh nicht mehr ernährt werden konnte.
Hinzu kamen die enormen Aufwendungen für den Deichbau, die den Bewohnern auferlegt wurden. Gegen das Verbot der Behörden setzte eine Landflucht ein, die das Land weiter entvölkerte.
Die langfristige Folge war das Entstehen eines Großbauerntums. Die Zurückgebliebenen konnten sich für wenig Geld die aufgelassenen Ländereien aneignen“ (Quelle: https://www.welt.de/geschichte/article171856774/Weihnachtsflut-1717-Dort-an-den-Baeumen-scheusliche-Leichen-hangend.html).
Weihnachtsflut von 1717, Kolorierte Kupferstichkarte von Homann, Nürnberg, um 1718, Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachtsflut_1717#/media/Datei:Joh._Bapt._Homann_-_Geographische_Vorstellung_der_jämerlichen_Wasser-Flutt_in_Nieder-Teutschland.jpg
Focko wurde nach einem sechsjährigen Studium der Theologie in Groningen im Jahr 1729 Pastor zu Mitling. Im selben Jahr heiratete er die Niederländerin
Grietje Steven Wolthyus (1700-1769).
Das Paar bekam in den Jahren 1730 bis 1742 acht Kinder.
Im Jahr 1745 wurde Focko Pastor zu Weener.
Ihr erster Sohn
Jan starb im Alter von 2 Jahren.
Der Sohn
Steven wurde am 1.1.1731 in Mitling geboren.
Er besuchte das Gymnasium in Lingen. Als Ostfriesland 1744 an Preußen fiel, verbot die preußische Regierung 1748 den Ostfriesen das Studium an ausländischen Universitäten und wies Studierwillige der damaligen Universität Lingen zu.
Steven nahm im Jahr 1752 ein Theologie-Studium an der Universität Duisburg auf.
Anno 1752: "Die 16 Martii ... Stephanus Ter Haseborg, Wehnera-Frisius Orientalis, S.S.Theol. operam daturus. Ex gymnasio Lingensi huc venit, in quo ducem habuit rectorem illius athenaei et professorem litterarum clarissimum Stoschium.
(Quelle: https://www.uni-due.de/collcart/matrikel/studenten.htm)
Steven starb im Alter von 26 Jahren, als Ministerii Candidatus (Kandidat des Predigtamts).
Die Tochter
Susanna starb im Alter von 2 Monaten, die anderen beiden Töchter
Meddina und
Susanna heirateten.
Meddina einen Landwirt und Herdbesitzer und Susanna einen Müller und Kaufmann.
Ein weiterer Sohn
Jan wanderte als "Deputierter" nach Scheemda aus.
Der Sohn
Menno wurde Huismann, Herdbesitzer und Sielrichter in Weener.
Der letztgeborene Sohn
Tidde starb im Alter von 18 Jahren in Weener.
Focko starb im Alter von 53 Jahren. Nach seinem Tod, im September 1761, fand eine französische Invasion im Rheiderland statt.
Das Korps verübte grausame Plünderungen und Gewalttaten. Sie sperrten Geiseln in den Glockenturm von Weener und misshandelten diese.
Im Buch "Weener - Eine Stadt im Rheiderland" findet sich folgender Satz:
"Am 25. September wurden die Frauen Vossding, Mescher, Lübbers und Eppe Müller aus Weener und die Witwe des Pastors Haseborg in den Turm geführt.
Man drohte ihnen Stockschläge an. Die Exekution kam nicht zur Ausführung, da von den Männern der Inhaftierten die auf der neuen Schanze (Neuschanz) sich aufhielten, die geforderten Dukaten aufgebracht wurden." (S. 45)
Ich denke, dass es sich bei der Witwe um Grietje Wolthuys handeln müsste.
Am 18.5.1732 heirateten Menne Janssen ter Haseborgh und
Elske Lucas Pannenborg in Mitling.
Bei ihrer Eheschließung war Mennos Bruder Focko ter Haseborg Pastor zu Mitling und schloss wohl ihre Ehe.
Das Paar bekam in den Jahren 1733 bis 1753 insgesamt 11 Kinder: 6 Söhne und 5 Töchter wurden geboren. Nur 4 ihrer Kinder erreichten das Erwachsenenalter.
Bei zwei Kindern kenne ich noch kein Sterbedatum. Die anderen Kinder wurden nur wenige Tage bis einige Jahre alt. Eine Tochter starb im Alter von 15 Jahren.
Elske Lucas Pannenborg wurde am 31.7.1712 in Weener geboren. Ihre Eltern waren
Lucas Claessen (1685-1775) und
Geertjen Wybrands (1693-1719).
Lucas Claessen war „Voogt to Weender“. Die Claessens stellten seit vier Generationen den Vogt in Weener.
Ein Vogt unterstützte den Amtmann bei der Durchführung seiner Verwaltungs- und Gerichtsgeschäfte.
Seine Aufgaben bestanden „in der Berichterstattung über Todesfälle, Erbauseinandersetzungen und Vormundschaften, in der Zustellung behördlicher Ladungen, der Assistenz bei Zeugenvernehmungen und in der Anwesenheit bei Durchführung und privater Verkäufe und Verpachtungen.
„Sie waren Gerichtsvollzieher und Polizist in einer Person, auch Urkundenbeamte und Finanzbeamte. Der Vogt musste ferner auch über die Stimmung im Volk berichten.
Die Bezahlung war jämmerlich, ganze 15 Reichsthaler im Jahr! Das Haupteinkommen bestand aus allen möglichen Gebühren und Vergünstigungen“ (Quelle: Weener - Geschichte der Stadt im Rheiderland, Risius, S.27).
Aus dem Kontakt mit der Bevölkerung ergab sich die Notwendigkeit zum Unterhalt einer Gaststätte im „Vogthaus“, das mit einer Brauereigerechtigkeit verbunden war“ (Quelle: Weener - Geschichte der Stadt im Rheiderland, Risius, S.26).
Um 1750 war Lucas Claessen Eigentümer des Vogthauses. Das Vogthaus bestand in der Konstruktion aus starken Holzpfosten mit Strauchgeflecht und einem Wandbewurf aus Lehm.
Zwischen 1750 und 1760 wurde an dieser Stelle ein massives Gasthaus errichtet.
Zum Familienbesitz gehörte auch eine Ziegelei – die wohl zu dem Namenszusatz der folgenden Generationen „Pannenborg“ (Panne = Ziegel) führte.
Wahrscheinlich führten Menne ter Haseborgh und seine Frau Elske Pannenborg die Wirtschaft der Familie weiter, die zunächst "dat Vogtshus" oder "dat olde Vogtshus" genannt wurde.
Erbe und Besitzer der Wirtschaft war jedoch Elskes ältester Bruder Wybrand Pannenborg.
Dieser starb ohne männliche Nachkommen und veräußerte das Vogthaus mit Brauerei und Garten an seinen Neffen
Lucas Mennen ter Haseborg.
Dieser bewirtschaftete auch pachtweise die "Tilvenne".
Hotel zum Weinberg in den 1940er Jahren, RZ vom 29.04.1995
Menne Lukas ter Haseborg (1771-1819) erbte 1798 das Voigthaus und verkaufte es mit Scheune, Garten und Brauerei am 11.2.1803 an Eerke Alberts Smit (1778-1856). Dieser verpachtete es an seinen Schwager Jan Pannenborg. Jan Pannenborg benannte das Voigthaus in "Gasthof zum Weinberge" um. Außerdem pachtete er das Gasthaus "Zur Waage" und nahm das Wiegen von Butter, Käse und Vieh wahr.
Die Waage, RZ vom 29.04.1995
Quelle: RZ: Namen und ihre Geschichte, vom 11.04.1972
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